Intensiv wird in der Politik die Frage der Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken diskutiert und von einigen mit der Vorstellung verbunden, dadurch die Stromversorgung durch Gaskraftwerke entbehrlich zu machen.
Kernkraftwerke könnten zwar tatsächlich sehr viel flexibler als derzeit betrieben werden. Dennoch werden Gaskraftwerke zur Stromerzeugung nicht entbehrlich werden, denn
- sind insbesondere Gasturbinen um einen Faktor vier schneller regelbar als Kernkraftwerke und damit für schnelle Regelaufgaben unverzichtbar,
- Ist zum Ausgleich zwischen Stromangebot und Nachfrage aufgrund der volatilen Einspeisung von Strom durch Sonne und Wind der notwendige „Hub“ deutlich größer als das, was die drei Kernkraftwerke in Deutschland maximal erbringen könnten,
- entscheidend ist, dass der größte Teil der Gaskraftwerke in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben wird und diese Anlagen nicht durch einen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke ersetzt werden können.
Dennoch könnte man Gas in der Stromerzeugung einsparen. Das derzeitige Marktdesign ist verantwortlich dafür, dass derzeit mehr Gas als unbedingt erforderlich zur Stromerzeugung eingesetzt wird. Daraus lassen sich einige Schlussfolgerungen ziehen: So könnte man einen „Redispatch 2“ ins Spiel bringen, um den Kraftwerkseinsatz anders zu regeln und Gas einzusparen. Außerdem sollte der Mechanismus der Preisbildung an den Strombörsen kritisch betrachtet werden. Daraus lassen sich Eckpunkte für ein künftiges Marktdesign der Stromversorgung in einer dekarbonisierten Welt ableiten: ein Kapazitätsmarkt für die Erneuerbaren Energien und die Nachfrageflexibilisierung könnte etabliert werden, während die „fossile Welt“ zunehmend der Reserve und Netzstabilisierung dient und ins regulierte Geschäft verlagert wird. Damit lassen sich Marktunsicherheiten einerseits und Übergewinne bei einzelnen Erzeugungstechnologien andererseits verhindern. So kann Strom künftig nicht nur umweltfreundlich und versorgungssicher, sondern auch preiswert erzeugt werden.